LET IT BE – A Celebration of the Music of the Beatles, 2.12.2014

Let It Be.2.12.2014 029.aTour-Produktion vom Londoner West End,
München-Premiere im Circus Krone 2.12.2014

Gelungene Zeitreise mit den Fab Four

Tribute Revival Shows über weltbekannte Popgruppen gibt es in großer Anzahl, ist doch die Aussicht, als Cover-Band mit dem Nachspielen von erfolgreichen Hits Reibach machen zu können, ziemlich verlockend.

Wirklich gut sind dagegen nur ganz wenige dieser Shows. Die Produktion „LET IT BE“ gehört eindeutig in diese Kategorie. Diese Show hat es als einzige des genannten Genres geschafft, erfolgreich am Broadway und am West End zu laufen. Nun also führt die Tourproduktion durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und Italien und macht aktuell vom 2. bis 7. Dezember im Münchner Circus Krone Station.

Zwei seitlich an der Bühne angebrachte Monitore im Retro-Design testen mit Einspielungen vor Beginn der Show das Wissen der Beatles-Fans mit diversen Fragen rund um die Fab Four, Originalsound der Jungs stimmt auf den Abend an traditionsträchtiger Stelle ein: Genau hier, im Münchner Circus Krone, traten die Beatles am 24. und 25. Juni 1966 auf. Die freundliche Garderobiere erzählt stolz, während sie mir meine Jacke nach dem Ende des umjubelten Konzerts aushändigt, „und ich war damals 1966 dabei!“

Die Tribute Show ist chronologisch in Blöcke gegliedert und führt über die Anfänge im Liverpooler Cavern Club, den Auftritt vor Mitgliedern der königlichen Familie im Londoner Prince of Wales Theatre (bei welchem John Lennon im November 1963 das Publikum solchermaßen ansprach: “For our last number I’d like to ask your help: Would the people in the cheaper seats clap your hands? And the rest of you, if you’ll just rattle your jewellery!” – selbstverständlich bringt der John Lennon-Darsteller diese Passage auch im Tribute Konzert :-)), die Songs des ersten Beatles-Films „A Hard Day’s Night“ über den legendären Auftritt im Shea Stadium bis zum Sgt. Pepper Album. Damit endet der erste Teil. Im zweiten Teil gliedern sich die Blöcke in Peace and Love, Acoustic und Abbey Road. Als Zugaben gibt es Back in the U.S.S.R, Let it be und Hey Jude.

Multimedial unterstützt wird die Show durch Videoprojektionen mit zum Teil Originalmaterial von damals, psychedelischer Lichtshow und amüsanten Werbeblöcken der Sechziger – insbesondere das HB-Männchen verursacht große Nostalgie-Heiterkeit. Zu den jeweiligen Blöcken erscheinen die Musiker auch optisch absolut detailgetreu mit den entsprechenden Anzügen/Kostümen, Perücken und sogar die Bärte und die Lennon’sche Nickelbrille kommen passend zum Einsatz.

Die vier Darsteller wurden in London nicht nur nach optischer Ähnlichkeit gecastet, sondern vor allem bezüglich ihrer Stimmen und der exzellenten Beherrschung ihrer Instrumente. Sie überzeugen vollends musikalisch und verblüffen durch absolute Detailgenauigkeit im Kopieren der Originalcharaktere – insbesondere die Darsteller von Paul McCartney und John Lennon haben die individuellen Manierismen, Gesten und Mimik der Stars verinnerlicht. So steht Michael Gagliano als John Lennon selbstbewusst breitbeinig da und interagiert (für damalige Verhältnisse!) auf leicht respektlose und arrogante Art mit dem Publikum, während Peter John Jackson als der smarte Paul McCartney dessen Bühnenhaltung mit mädchenhaft zusammengepressten Oberschenkeln, leicht in die Knie gehend, mit typischer Kopfhaltung und sogar seine Bassgitarre – wie das echte Vorbild – linkshändig spielend, die perfekte Illusion liefert. Wie auch bei den Originalen stehen die beiden anderen Bandmitglieder, welche den Leadgitarristen George Harrison und den Schlagzeuger Ringo Starr darstellen, etwas im Schatten der Superstars John und Paul.

Im angedeuteten Kellergewölbe des Cavern Club geht es sodann los und die Vier erscheinen als 1961 bieder mit Anzügen und Krawatte gewandete Pilzköpfe – die Frisuren galten damals als revolutionär. Brav machen die Jungs artige Diener nach ihrem Vortrag der in der Anfangszeit noch recht simpel, was Texte und Melodien anbelangt, gestrickten Songs.

Hit folgt auf Hit, lediglich für die raschen Kostümwechsel verläßt die Band kurz die Bühne. Ein erstes Ausrufezeichen gelingt dem Paul-Darsteller mit dem minimalistischen Megahit Yesterday, das Publikum lauscht hingerissen. Interessant ist es, die stetig voranschreitende musikalische Entwicklung der Fab Four mitzuerleben. Die Texte werden anspruchsvoller, die Melodien ausgefallener und vor allem die Instrumentierung umfangreicher. Ein Keyboarder (Philip Dennis) kommt hinzu, Streichersequenzen werden als Halbplayback beigesteuert, aber so gut integriert in die Live-Musik, dass es nicht auffällt. Der Verfolgerspot leuchtet bei den ersten vier, fünf Liedern nicht korrekt aus, sodass der aktuell performende Leadsänger oftmals im Dunkeln steht. Im Verlauf der Show bessert sich dieses Manko dann.

Im letzten Block des ersten Teils, der Sgt. Pepper Ära, gibt es u. a. ein wunderschönes Eleanor Rigby zu hören, das skurrile Lucy in the Sky with Diamonds und das leicht schräge When I’m Sixty-Four.

Nach der Pause geht der Weg weiter mit der Magical Mystery Tour, bei den Strawberry Fields Forever geht die Sound-Aussteuerung schief – dumpfer Bass gräbt sich in die Magengegend, vom Gesang ist so gut wie nichts mehr zu hören.

Gott sei Dank sind diese technischen Aussetzer beim dann folgenden wunderbaren Acoustic-Block nicht mehr vorhanden. John, Paul & George (der Einfachheit halber greife ich auf die Originalnamen zurück) sitzen nebeneinander auf Barhockern und verzaubern mit Akustik-Gitarrenspiel und harmonischem Gesang, interpretieren grandios einige der besten Beatles-Songs wie Here Comes the Sun, Norwegian Wood und The Long and Winding Road. Beim letzten Titel dieses Blocks, dem von George Harrison geschriebenen While my Guitar Gently Weeps packen die Jungs ihr großes handwerkliches Können aus, was sie aus ihren Gitarren herausholen, ist aller Ehren wert und belegt die Hochklassigkeit der Band.

Das letzte Studioalbum der Beatles, Abbey Road, deutet schon das Ende der bahnbrechendsten Popgruppe aller Zeiten an. Mitreißend rockig begeistern die vier Cover-Boys zu Beginn dieses Blocks mit Come Together und beim nachfolgenden Get Back hält es niemanden mehr auf den Sitzen – der Circus Krone rockt in ausgelassener Partystimmung selig in Erinnerungen an die eigene Jugend schwelgend. Zusammen mit jüngeren Leuten des altersmäßig gemischten Publikums schwingen weiß- und grauhaarige Senioren die Hüften, klatschen und schnippen, singen auch teilweise mit. Yeah, Yeah, Yeah – um es ganz einfach auf den Beatles-Nenner zu bringen! Die Mega-Hits Revolution, Back in the U.S.S.R., Let it be und als Finalnummer Hey Jude, begleitet von aus der Zirkuskuppel herabfallenden Luftschlangen, beenden einen sehr unterhaltsamen Show-/Konzertabend. Die Begeisterung des Publikums während dieser Zeitreise ist deutlich spür- und hörbar.

Etwas vermisst werden im Programm weitere Hits der Beatles wie Michelle und Yellow Submarine, auch Obladi-Oblada fehlt. Das ist aber lamentieren auf hohem Niveau, schließlich kann man nicht alles dieser genialen Gruppe bringen – dann würde der Abend wohl vier Stunden und länger dauern…

Noch bis zum 7. Dezember spielt die Show im Circus Krone. Karten an den üblichen Vorverkaufsstellen.

(Silvia E. Loske, Dezember 2014)

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BB Promotion präsentiert eine Tourproduktion von Jamie Hendry Productions und Annerin Productions

Production & Creative Director

Scott Christensen

Musical Supervisor

John Maher

Bühnenbild

Tim McQuillan-Wright

Ton

Gareth Owen

Licht

Stephan Gotschel

Video Design

Duncan McLean

Darsteller:

Paul McCartney

Peter John Jackson

John Lennon

Michael Gagliano

George Harrison

John Brosnan

Ringo Starr

Luke Roberts

sowie Philip Dennis an den Keyboards