TANZ DER VAMPIRE München – Grafenwechsel

20. November 2016: Jan Ammann übernimmt als Graf von Krolock von Vorgänger Thomas Borchert

tdv-stage-jan-plakat Seit dem 6. Oktober gastiert im Münchner Deutschen Theater die Tourproduktion des Kult-Musicals Tanz der Vampire – erstmalig in München und höchst erfolgreich, wie nicht anders zu erwarten war (siehe ausführliche Premierenkritik vom Oktober). Für die ersten gut sechs Wochen war Thomas Borchert der transsylvanische Schlossherr – seit dem 20. November schlüpft nun siebenmal die Woche bis zum 15. Januar 2017 Jan Ammann in die beeindruckende Maske des charismatischen Vampir-Grafen.

Ebenso wie bei Thomas Borchert ist auch in Jan Ammanns Karriere diese Hauptrolle wesentlicher Bestandteil des künstlerischen Erfolgs, beide Darsteller haben jeweils etliche Jahre an Erfahrung in der Interpretation des Grafen. Obwohl Roman Polanski und sein seit nun fast 20 Jahren bewährtes Kreativteam sehr viel Wert auf die höchst exakte detailgetreue Umsetzung bei jeder der mittlerweile zahlreichen Spielserien ihres Stücks in ganz Europa legen, kann man doch bei den Künstler-Persönlichkeiten individuelle Nuancen und Facetten sowohl im Spiel als natürlich auch im Gesang ausmachen. Gerade diese Unterschiede führen bei den als außergewöhnlich treu und leidenschaftlich bekannten Fans des Musicals zu seit zwei Dekaden anhaltenden hartnäckigen „Grafen-Diskussionen“ über die entsprechend bevorzugten Krolock-Darsteller.

Zu den beliebtesten Krolocks zählt seit 2008, als er erstmals in Oberhausen in dieser Rolle reüssierte, Jan Ammann, bringt er doch neben den Grundvoraussetzungen wie hochgewachsener Statur und beeindruckendem Stimmumfang auch noch eine große Portion augenzwinkernden Charme und ganz offensichtlichen Spaß am Stück und seinem Bühnencharakter mit. Nach fünfjähriger Krolock-Pause kehrte der Künstler dieses Jahr im Rahmen der Tourneeproduktion des Stücks erst am TdW Berlin ein und hat nun Schloss und untoten Hofstaat in München übernommen.

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Im ersten Akt war er verständlicherweise noch ein klein wenig nervös. Noch war das erhabene aristokratische Schreiten hoch erhobenen Hauptes des Grafen von kurzen Abschätzungen der Treppenstufen und Wege aus dem Augenwinkel abgesichert. Doch nachdem alles rund lief, wich die winzige anfängliche Unsicherheit dann im zweiten Akt der von ihm in dieser Rolle ausstrahlenden zwingenden Bühnenpräsenz. Spätestens bei seiner sensationellen Unstillbaren Gier hatte er das gesamte Publikum restlos überzeugt.

Wie nett übrigens, dass sich manche Dinge nie ändern – es sind die individuellen Facetten, die den hohen Wiedererkennungswert bei seiner Darstellung ausmachen: die spezielle leicht schmutzige Grafen-Lache, die abschätzig bei der Interaktion mit dem Professor hochgezogene einzelne Augenbraue, das leicht angewiderte Handabstreifen nach der Koukol-Kopftätschelei, das schwungvolle Hochlupfen der offenbar für ihn nur wenige Kilos wiegenden Sarah im Ballsaal nach erfolgtem und vom Publikum bejubelten Biss (wieder einmal hält man kurz den Atem an und rechnet insgeheim damit, dass das Mädel beim Hochwerfen auf seine Arme quer durch den Ballsaal fliegt). Und nicht zuletzt bei der nur von Jan Ammann in dieser Weise höchst spektakulär zelebrierten Verzweiflungsaktion, wenn er sich bei der Unstillbaren Gier von der steil aufragenden Grabwand nach unten stürzt und eine zentimetergenaue Punktlandung auf den Knien *autsch* haarscharf vor der Bühnenkante zum Orchestergraben vollführt.

Nicht unerwähnt bleiben darf, dass augenscheinlich das ganze Ensemble den „neuen“ Grafen mit offenen Armen und großer Sympathie in seiner Mitte aufgenommen hat und dementsprechend noch eine große Schippe an Spielfreude draufgelegt hat.

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Das Premierenpublikum war aus dem sprichwörtlichen Häuschen – und Jan Ammann war sowohl sichtlich erleichtert als auch sehr glücklich über den gelungenen Wiedereinstieg.

Jetzt schnell zusehen, dass man noch die wenigen Restkarten für die München-Spielzeit der Blutsauger bis zum 15. Januar ergattert, um einen extrem unterhaltsamen Abend auf den Flügeln der Nacht im Deutschen Theater verbringen zu können.

(Silvia E. Loske, November 2016)

Fotos: Stage Entertainment

Weitere Infos und Tickets:
https://www.deutsches-theater.de/tanz-der-vampire/