KEIN ROTER FADEN – macht doch, was Ihr wollt!

Galakonzert Thon-Dittmer-Palais, Regensburg, 1. Juli 2025

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Was haben Puccini und die Gipsy Kings, Sinatra, Mozart, Rossini und Johnny Cash gemeinsam? 

Die Antwort lautet na­türlich: gar nichts! … außer dass von ihnen viele der Stücke stammen, die Juan Carlos Falcón, Ilonka Vöckel und Daniel Gutmann am liebsten singen und die am 1. Juli im Innenhof des Thon-Dittmer-Palais von eben diesem formidablen Trio zauberhaft erklingen.

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Soviel schon vorweg: Was für ein erfrischend „anderer“ Galakonzertabend ist hier gelungen, mit soviel Esprit, Leichtigkeit, tiefster Liebe zur Musik im wunderschönen Innenhof des historischen Thon-Dittmer-Palais, mitten in der putzigen Regensburger Altstadt gelegen.
Bei gefühlten Saunatemperaturen, doch das ist Jammern auf hohem Niveau, ist man doch sehr froh und beglückt, dass das Open Air Konzert frei von Wetterkapriolen stattfinden kann. Der Getränkestand zur innerlichen Abkühlung ist aus verständlichen Gründen gut frequentiert und das überaus zahlreich erschienene Publikum ist bester Dinge und freudig aufgeregt.

Veranstalter sind erneut „Die Kulturoptimisten“, welche im engagierten Team mit viel Freude und Leidenschaft diesen Abend auf die Beine stellen. Durch die bereits genannten drei hochkarätigen Solisten, unterstützt vom Salonorchester des Gärtnerplatztheaters München und verstärkt durch Daniel Gutmanns Countryband The Groovecake Factory, werden musikalische Sahne-Gustostückerln zum Besten geben. Und wie sie das tun! Sie singen nicht nur, sie erwecken die Gesangsklassiker mit ihrer Spielfreude zum Leben. Alle drei waren bereits auch letzten Juli ebendort zu genießen. Und es hat jetzt wieder so einen Spaß gemacht – für das Publikum und deutlich erkennbar für alle Gesangsstars und Musiker auf der Bühne.

„Jai Mamán Bruderherz“, ein schwungvolles Terzett aus Die Csárdásfürstin ist der Opener, gefolgt von dem Duett „Dio, che nell’alma infondere amor“ aus Don Carlos, in welchem die Tenor- und Baritonstimmen der beiden Herren bestens harmonieren.

„Hijo de la Luna“ – was für ein wunderschönes lyrisches Lied, darauf habe ich mich sehr gefreut!

La ci darem al mano“, der Verführer Don Giovanni baggert heftigst das neueste Objekt seiner Begierde, die junge (noch) naive Zerlina an

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… die sich anfangs noch mädchenhaft ziert und von ihrem eigentlichen Mann Masetto faselt, aber natürlich letztlich dem insistierenden Werben des Frauenhelden nicht widerstehen kann. Das bekannte Duett schmeichelt und nistet sich, kein Wunder, ziemlich ausdauernd wieder einmal im Gehörgang ein.

Juan-Carlos präsentiert das Solo „Torna a surriento“ aus Don Carlos, am Flügel die wunderbare Anke Schwabe vom Gärtnerplatztheater

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Wenn Daniel Gutmann mit Gitarre und Lederkluft auf der Bühne erscheint, dann ist klar, dass es jetzt Country-Pop gibt – den Anfang macht er mit „Right Now“, Titel aus seiner eigenen Feder mit seinem Bandprojekt The Groovecake Factory

Um in dem Genre zu bleiben, gibt es nun ein aus fünf bekannten Hits bestehendes Johnny-Cash-Medley („Folsom Prison Blues“, „Walk the line“, „Ring of Fire“, „Easy Rider“ und „Jackson„), dies passt natürlich ideal zu seinem satten, kraftvollen Bariton. Die beiden Gesangskollegen steigen – yeehaw! – gerne mit ein. Dem Publikum gefällt es außerordentlich, wie der jubelnde Beifall belegt.

Schon als Cowgirl gekleidet, nimmt uns Ilonka Vöckel gesanglich schwanger mit in die Oper, in welcher sie offenbar eine Sturzgeburt erlebt – urkomisch! Noch nie zuvor gehört, was für eine lustige Nummer: „They don’t let you into the Opera“. Story erzählt von einer Countrysängerin, die unbedingt seriös als Opernsängerin wahrgenommen werden will. Sie besucht hochschwanger eine Oper und es kommt ebendort zur Geburt, welche sie in den höchsten Tönen begleitet – daraufhin engagiert man sie tatsächlich als Opernsängerin. Das muss einem auch erstmal einfallen!

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Baby angekommen!

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Den Abschluss des ersten Teils bildet das schwungvolle „Brüderlein und Schwesterlein“ aus der Johann Strauss Operette Die Fledermaus. Daniel spielt am Gärtnerplatztheater den Dr. Falke, der eben diese Arie beim Maskenball des Fürsten Orlofsky präsentiert.

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Bows nach dem ersten Konzertteil mit den beiden Groovies Mitgliedern, Jules Vana und Elisabeth Sanchez alias Rockalilly

Teil 2: die Herren in Lederhosen – aha. Wiener Lieder! Zwei davon mit Daniel im Lead – „Ja ja, der Wein is guad“ und „Das Fiakerlied“ – prächtiger Weaner Lokalkolorit!

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„Zitti Zitti“ aus il barbiere de Siviglia – ob die Drei Spaß haben? Aber sowas von!

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Ilonka Vöckel berührt mit dem „Mondlied“ aus der Oper Rusalka von Dvorak. Anschließend gibt es ein Sinatra-Medley von Juan-Carlos mit vielen weltbekannten Evergreens, u.a. „New York, New York“, „The Lady is a Tramp“, „Strangers in the Night“ und natürlich „I did it my way“.

Und nun, das Highlight aus meiner Sicht: „The Confrontation“ aus dem Erfolgsmusical von Frank Wildhorn, Jekyll & Hyde. Atemberaubend erstmals dargeboten von Daniel Gutmann. Gänsehaut durchgehend, was für ein Parforceritt! Es beginnt ganz zart: „Lost in the Darkness“ – und dann geht sowas von die Post ab!

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Dies ist die wohl herausforderndste männliche Arie im Musicalbereich, sowohl darstellerisch als auch gesanglich

Der Kampf der gespaltenen Persönlichkeiten des guten Arztes Dr. Henry Jekyll, der sich in einem Selbstversuch das fatale Elixier JH7 gespritzt hat und damit zum bösartigen Mörder Edward Hyde mutiert. Höchst wirkungsvoll ausgeleuchtet switcht der Fokus von blau für Henry Jekyll auf rot zu Edward Hyde und ping-pong wieder zurück

Daniel hat fertig! Wow!!

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Nach dieser furiosen Nummer etwas Leichtes, Operettiges von Emmerich Kálmán aus der Gräfin Mariza, ungarisch-feurig „Komm mit nach Varazdin“

Wenn wir gerade bei feurig sind – genau so geht es weiter: mit einem Gipsy Kings Medley: „Inspiration“, „Bamboleo“, „Moorea“, „Baila me“, „Volare“ – das geht direkt in Hüften und Beine. Daniel leitet das Publikum an, den Flamenco-Rhythmus in verschiedenen Varianten mitzuklatschen, dies gelingt erstaunlich gut!

Gitarrero Daniel spielt groß auf, Flamenco ist eine seiner (vielen) musikalischen Leidenschaften. Da dieser Stil nur mit zwei Gitarren funktioniert, zeigt Vollblutmusiker Jules Vana, dass er neben Piano, Harmonika und Backing Vocals auch dieses Instrument virtuos beherrscht, das Ergebnis ist grandios.

Dies passt alles so dermaßen perfekt zu einer Sommernacht!

Nach soviel Gesangskunst haben sich die Sänger ein Glaserl mehr als verdient, der Gassenhauer „Libiamo“ aus La Traviata passt daher punktgenau.

Wie, Programm schon zu Ende? Es gibt natürlich noch Zugaben: das beschwingte italienische Volkslied „Funiculì, Funiculà“

und dann zum wirklichen Schluss noch ein lustiges Wiener Lied, das schon der legendäre Hans Moser zum Hit machte: „Mei Naserl is so rot, weil i so blau bin!“, lachend quittiert vom begeisterten Publikum.

Bows:

Fazit: Was kann es Schöneres geben, als so einen wunderbar gelungenen Open Air Sommerabend in traumhafter Kulisse? Ich verwende bewusst den Begriff „perfekt“ nicht, weil nach meinem Verständnis Perfektionismus langweilig ist. Leidenschaft, auch mal Improvisation, Spontaneität und vor allem: Leichtigkeit, miteinander rumflachsen, sich auch mal auf die Schippe nehmen. Genau das sind die Zutaten, was dies alles so rund und gelungen macht. Bitte mehr davon – nächstes Jahr Anfang Juli. Und bitte wieder mit diesen Ausnahmekünstlern: DANKE!

Alle Fotos: © Musical Reviews
Videos auf Instagram unter _musical_reviews

Silvia E. Loske, Juli 2025