LIED-KONZERT DANIEL GUTMANN, am Flügel Anke Schwabe

Im wunderschönen Monat Mai“, Kulturverein Herrsching,
Haus der Bayerischen Landwirtschaft,
18. Mai 2025, Herrsching am Ammersee

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Herrlichstes Wetter, weißblauer Bayern-Himmel, kleines Lüfterl – passt perfekt auf den Titel des Konzerts „Im wunderschönen Monat Mai“. Der Kulturverein Herrsching hat eine lange Tradition in der Ausrichtung klassischer Konzerte, ein reines Lied-Konzert gab es jedoch schon ganz lange nicht mehr. Grund genug, dass sich hier die richtigen Protagonisten zusammengefunden haben:

Der Kulturverein einerseits und dieser prädestinierte Aufführungsort andererseits, das schön direkt am Ammersee gelegene Tagungs- und Kulturzentrum Haus der Bayerischen Landwirtschaft mit einem für diese Zwecke idealen Saal. Verglaste Längsseitenwand mit Blick ins Grüne, eine ausnehmend gute Akustik. Eine sehr ansprechende helle Location mit Innenhöfen, einem großzügigen Foyer, sehr netten Verantwortlichen des Kulturvereins, man hat sich sofort wohlgefühlt. Was will man mehr?

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Ach ja, genau: Den Sänger will man! Daniel Gutmann ist der gefeierte Bariton Publikumsliebling am Münchner Gärtnerplatztheater und begeistert dort in seinem nunmehr sechsten Jahr mit seiner enormen Vielseitigkeit in Hauptrollen in Oper, Operette und Musical. Und darüber hinaus hegt er eine innige Liebe zum klassischen Lied, dazu weiter unten im Kurzinterview mehr. Und eine Countryband hat er seit zehn Jahren auch noch. Da hatte seinerzeit eine gute Fee aber ein überdimensioniert bestücktes Füllhorn an Talent über diesem Künstler ausgeschüttet.

Mit seiner zugänglichen und charmanten Art findet er sofort den direkten Zugang zum Publikum, welches fortan hingebungsvoll lauscht.

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Apropos Publikum – wie wunderbar wohltuend für den empfindlichen Gehörgang: hochkonzentriert, mucksmäuschenstill, ohne einen einzigen störenden Huster oder gar Gequake, wie in den Theatern leider immer mehr die Unsitte um sich greift, folgt man dem fesselnden Vortrag auf der Bühne. Das Konzert ist außergewöhnlich gut besucht, schätzungsweise 200 Musikliebhaber finden den Weg an diesem Sonntagabend zur Veranstaltung.

An Daniel Gutmanns Seite die Pianistin Anke Schwabe, ebenfalls seit vielen Jahren eine feste Größe als Korrepetitorin und Pianistin am Gärtnerplatztheater, die beiden sind ein eingespieltes Team.

Das anspruchsvolle und vor allem im ersten Teil gesanglich sehr herausfordernde Programm besteht aus:

Teil 1
Franz Schubert – Der Zwerg
Hugo Wolf – Der Feuerreiter
Robert Schumann – Die beiden Grenadiere, Der Soldat, Herzeleid
Franz Schubert – Der Wanderer
Robert Schumann – Belsazar
Hugo Wolf – Prometheus

Teil 2
Robert Schumann, Zyklus Dichterliebe, 16 Titel, in welchem der Komponist 1840 die romantischen Gedichte von Heinrich Heine vertont hat.

Da ich kein Klassikspezialist bin, maße ich mir selbstverständlich nicht an, in puncto Gesangstechnik und Klaviervirtuosität eine Bewertung abzugeben. Ich kann nur widergeben, ob mir etwas gefällt oder nicht. Und das hier hat mir sehr gut gefallen. Denn es hat einfach alles zusammengepasst:
Die Stimme von Daniel Gutmann, die so facettenreich, mal volltönend fordernd in den Bassbereich gehend, dann wieder fast lyrisch zart zurückgenommen, direkt ins Herz trifft. Seine Bühnenpräsenz, der man sich nicht entziehen kann. Mit welcher Leidenschaft und Innigkeit er vorträgt, ist einfach phänomenal.

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Und Anke Schwabes Pianospiel, es ergänzt sich einfach alles so wunderbar. Übrigens bin ich nicht die einzig Begeisterte, ich spitze stets in den Pausen von Veranstaltungen die Lauscher und das, was ich da gehört habe von den Konzertbesuchern, deckt sich komplett mit meinem Empfinden. Selbstredend traf das auch auf Anke Schwabe zu, Gesprächsfetzen aufgeschnappt „was für eine großartige Pianistin!“. Dann kann ich ja nicht so falsch liegen mit dem Gefühl, wie es mich erreicht hat.

Am Ende fordert das Publikum mehrere Verbeugungsrunden ein und eine Zugabe gibt es dann auch: noch einmal „Ich grolle nicht„.

Individuell ist nicht nur Daniel Gutmanns bemerkenswerter Stimmumfang: Auch optisch verfolgt der Künstler seinen eigenen Weg – zu Millimeter passgenau sitzendem feinen Zwirn trägt er stets ein Paar seiner umfangreichen Ausstattung an Cowboy-Boots :-).

Kurzinterview mit Daniel Gutmann zu seiner Affinität das Format Kunstlied betreffend

Musical Reviews, MR: Woher kommt Deine Liebe zum Lied?

Daniel Gutmann, DG: Die Gattung Kunstlied ist grundsätzlich der Grund, warum ich überhaupt klassischer Sänger geworden bin.

Im Stimmbruch so mit 12, 13 Jahren habe ich bemerkt, dass ich kein Tenor werde … habe mich dann im Internet umgetan auf der Suche nach Bariton- und Bass-Sängern und habe dabei dort einen norwegischen Sänger entdeckt, der unter anderem Lieder aus Franz Schuberts Winterreise gesungen hat. Für mich als Jugendlicher war das natürlich totales Neuland, ich war sofort schockverliebt in diese Musik, musste diese CD von dem Sänger haben, mein Vater hat mir das dann im Internet bestellt. War vor 20 Jahren noch bei Weitem nicht so gang und gäbe wie heutzutage, über das Internet etwas zu bestellen
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Diese CD habe ich dann täglich mindestens zehnmal gehört, war hin und weg. Bis zum heutigen Tage habe ich mich noch nicht an die Interpretation der für mich deshalb „heiligen“ Winterreise herangetraut. Sehr früh wie erläutert habe ich mich mit Kunstlied beschäftigt und bin immer noch nicht abgewichen davon, im Gegenteil, ich freue mich sehr, diese Musikform „an die Leute zu bringen“. Natürlich singe ich auch modernere Kunstlieder, das ergibt sich automatisch, wenn man einen Bruder als Komponisten hat.

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MR: Dies ist eine kleine, aber feine, Nische im Musikgenre – wie kommt man an Publikum außerhalb dieses kleinen Fachkreises heran?

DG: Ja, Kunstlied ist eine Nische, das stimmt, aber wie man an meinem Lebenslauf sehen kann, bin ich generell kein Fan von starren Kategorisierungen in der Musik. Eigentlich sind heutzutage Singer/Songwriter auch nur die Fortsetzung damaliger Komponisten – Mozart zum Beispiel war in seiner Zeit ein Kommerzmusiker auf seine Art. Ich glaube, dass der beste Weg, dies an die Leute zu bringen, immer noch der ist, dass man über andere Genres die Leute begeistert und sie vielleicht dadurch auch in die Oper und ins Kunstlied lockt. Der gestrige Liederabend hat gezeigt, dass Menschen, die vielleicht zuvor eher im Musical beheimatet waren, nun mal einen Abstecher in die Oper riskieren und sogar eben auch ins Kunstlied und dabei bemerken, dass das eine ziemlich coole Sache ist.

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Generell habe ich es mir ein wenig zur Aufgabe gemacht, Leute an Oper und Kunstlied heranzuführen und von allem, was zur klassischen Musik gehört, zu überzeugen. Im „Brettlspitzen-Format“ (dort tritt Daniel Gutmann im Bay. Fernsehen seit einigen Jahren auf, Anm. d. Red.) zeigen wir stets, dass es dort nicht nur um Volksmusik geht. Sondern wir präsentieren dort weit mehr, wie eben auch Oper/Operette/Musical/Wiener Lieder, sogar Kunstlied, in der Hoffnung, dass die Menschen neugierig darauf werden, was wir so alles machen und sich ihnen über diesen Weg neue Klangwelten eröffnen. Um zu zeigen, dass es mehr als lohnend ist, den musikalischen Horizont zu erweitern, Motivation zu erzeugen, ins Theater zu gehen.

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MR: Der Titel Deiner Lied-CD ist „Tränenflut“, wie fiel die Wahl genau darauf?

Tränenflut - Gutmann, Daniel, Kromer, Maximilian, Schumann, Robert, -:  Amazon.de: Musik

DG: Die Aufnahme der CD „Tränenflut“ beruht auf der Anregung eines Freundes. Der Titel ist dadurch entstanden und wurde gewählt, weil die Dichterliebe und der Liederkreis Nr. 24 jetzt nicht unbedingt die fröhlichsten Zyklen sind. Im Lied Nr. 13 „Ich hab im Traum geweinet“ lautet die letzte Zeile „und noch immer strömt meine Tränenflut“, daher die Entscheidung für den CD-Titel.

MR: Magst Du was zum gestrigen wunderbaren Konzert in Herrsching erzählen?

DG: Die Gegend um Herrsching ist mir persönlich wichtig. Ich bin sehr glücklich, dass ich hier nun erstmals singen durfte und ich darf jetzt schon sagen, dass wir auch im kommenden Jahr hier wieder gastieren werden. Es freut mich sehr, dass unser Liedabend so gut angekommen ist, ich habe viele bekannte Gesichter von Besuchern aus dem Gärtnerplatztheater entdeckt.

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Wir hatten gestern ein tolles Publikum, sehr gemischt, sogar Kinder waren dabei und haben bei dem doch schweren Programm tapfer bis zum Ende durchgehalten. Mit Anke Schwabe habe ich in den letzten Jahren schon mehrere Liedabende gestalten dürfen und es ist immer eine große Freude, mit ihr zusammen so einen Abend präsentieren zu dürfen. Das gestrige Programm ist eins unserer Lieblingsprogramme und wir wollen es gerne noch öfter zeigen, bei uns passt eben auch die Chemie total.

Fazit: Eine neue Erfahrung, klassische Lied-Interpretation live zu erleben. Wenn dies so gesanglich hochwertig und mit einer derartigen Leidenschaft präsentiert wird, dann sofort jederzeit gerne wieder.

Alle Fotos: © Musical Reviews

Silvia E. Loske, Mai 2025