INTERVIEW JAN AMMANN

 

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Ehrliche Bestandsaufnahme wahrer Geschichten, die das Leben schrieb

Jan Ammann ist einer der beliebtesten und stimmgewaltigsten Musicalstars hierzulande. Neben seinen vielfältigen und umjubelten Musical-Hauptrollen geht der sympathische Bariton einen ambitionierten Weg mit Soloprojekten. Nach seiner erfolgreichen „Lampenfieber“-Tournee 2011/2012 folgt jetzt mit seinem neuen Projekt „Farbenblind“ eine CD-Produktion mit komplett neuen Songs, die ausschließlich für ihn geschrieben wurden und daher einen sehr persönlichen Bezug zum Leben des Künstlers herstellen. Im Februar 2014 geht Jan Ammann mit einer Mischung aus Liedern seines neuen Programms, einigen Titeln aus „Lampenfieber“ und bekannten Pophits auf Tournee.

Musical Reviews traf Jan Ammann und seinen Freund, Manager und Produzenten Andreas Luketa zu einem ausführlichen Gespräch über ihr aktuelles Projekt im winterlich-idyllischen Füssen.

Namhafte Texter und Komponisten haben für das „Farbenblind“-Projekt ihre Kreativität sprudeln lassen, haben aus den Geschichten, die Jan Ammann lieferte, eingängige, berührende und auch humorvolle Lieder in deutscher Sprache entwickelt. Bei fünf der Songs zeichnet Andreas Luketa für Text und/oder Komposition verantwortlich. Ein Titel auf der CD ist in englisch.

Die CD umfasst 14 Titel in verschiedenen Stilrichtungen wie Ballade, Pop, Midtempo-Swing und Chanson. Die während des Gesprächs eingespielten und somit vorgestellten Lieder spannen einen weiten aber dennoch immer nah am Interpreten angedockten Bogen an Lebenserfahrungen, Empfindungen, Momentaufnahmen, emotionalen Bildern. Themen wie das innige Glück des Vaterseins, das Ende einer großen Liebe, der Tod eines engen Freundes, eine Danksagung an seine zahlreichen Fans werden ebenso behandelt wie zwei sehr humorvolle Titel im Stile eines Roger Cicero, welche die immerwährend aktuelle, augenzwinkernd-ironisch beleuchtete zwischenmenschliche Beziehung eines Paares zum Inhalt haben. Bei der Umsetzung der beiden letztgenannten Songs haben der Sänger und sein Texter (Andreas Luketa) Tränen gelacht – nur zu verständlich. Auch die Interviewerin kam aus dem Schmunzeln und Glucksen beim Anhören der Titel nicht mehr heraus…

Einen Block aus drei Titeln bildet eine Anleihe an das französische Chanson im typischen Dreivierteltakt Musette-Stil, in welchem das Akkordeon leitmotivisch eingesetzt wird. Hier setzen wir an mit unserem Gespräch:

… Zuflucht des Glücks, ohne Plan ohne Zeit, zeig Deinem Herzen den Weg nach Paris, dann kann es überall sein …

MR: Ein junges Paar, das ein Bild von Paris erwirbt, es zuhause aufhängt, und in den vorbeiziehenden Jahrzehnten sich immer vornimmt, gemeinsam nach Paris zu fahren. Der erste Song, den Andreas für Dich komponiert hat. Was bedeutet er für Dich?

JA: Es ist für mich einfach so eine wunderschöne Geschichte, ich finde, dass diese so einen moralischen Aspekt hat. Dass man einfach einmal in seinem Leben die Dinge so nehmen sollte, wie sie kommen. Und die Träume, die man hat, sollte man einfach verwirklichen, anstatt dass man die ganze Zeit nur sagt, ach EINmal möchte ich da mal hin, und wenn man dann 80 ist, merkt man, jetzt geht es nicht mehr. Und dieses Karussel des Lebens dreht sich immer weiter und weiter.

Es geht einfach nur um die Sehnsüchte, die wir in uns tragen. Man sollte nichts aufschieben, eben weil das Leben endlich ist, das darf man nie vergessen.

AL: … und viele vergessen das in ihrem Alltag, das ist tragisch …

JA: Und zum Glücklichsein gehört halt auch mal Mut, und das finde ich so bezeichnend. Es gibt so viele Parallelen, die jeder hat, zum Beispiel wenn man sich spontan vornimmt, mal zwei Tage wegzufahren und man traut sich dann doch nicht. Dass man einfach sagt: Ich mach das jetzt! Es kostet Überwindung, man könnte doch auch zuhause sitzen und sich ne Pizza bestellen, aber nein: Ich mach das jetzt! Und dass dann irgendwann tatsächlich der Punkt kommt, dass man es verwirklicht und sich fragt, warum hab ich das nicht schon früher gemacht? Einfach nur, weil man selber sehr bequem sein kann, es läuft doch meistens so: Mir geht’s gut und das Leben ist okay, warum sollte ich da jetzt irgendwelche Umstände auf mich nehmen?

MR: Hattest Du vorher schon Bezug zu Melodien in dieser Richtung, diese chansonmäßigen Melodien?

JA: Ich liebe das, ja!

MR: War da auch Jacques Brel ein Thema?

JA: Aber ja, Jacques Brel, da hab ich viele CDs zuhause. Für mich hat einfach dieses Französische zwar einen etwas melancholischen Touch, aber die Franzosen bringen das immer auch mit Humor.

MR: … und mit Leichtigkeit…

JA: Ja, Leichtigkeit. Es spiegelt so diese Mentaliät, und das mag ich gerne. In diesen französischen Chansons geht es immer ums Leben, es geht um wahre Geschichten, es geht auch um Herzschmerz, aber dies wird verarbeitet auf eine für mich zumindest recht unkonventionelle und unkommerzielle Art und Weise. Ich finde es total spannend, dieses Lebensgefühl, dieses Flair und auch diese Farben vom Leben, die sozusagen „unchiffiriert“ daher kommen . Man muss sie halt für sich selber dechiffrieren. Es ist so Anti-Kommerz und irgendwie mag ich das! Ich weiß natürlich auch, dass so etwas auf dem deutschen Markt eine schwierige Nummer ist.

AL: Na, bemerkenswert ist ja auch, dass wohl Frankreich das einzige Land in Europa ist mit dieser Kultur, das melancholische Songs kultiviert hat und dass daraus ein eigenes Genre geworden ist, auch weil dort die Melancholie vielleicht ein bisschen zum Alltag gehört.

JA: Ein ganz besonderes Phänomen finde ich ist es tatsächlich, Melodien zu entwickeln und Geschichten zu erzählen und diese dann auch umzusetzen in Songs… im ersten Sinne, wenn die Musik da ist, sagt man sich: Ohh, das ist ja interessant und dann fängt man an, den deutschen Text draufzusetzen und es ist einfach spannend, was dann passiert. Wenn man einen Song auf englisch hört, würde man sagen, das ist ein supercooler Popsong, der im Radio rauf- und runterläuft. Singt man ihn in deutsch, ist es eine ganz andere Geschichte, weil man dann einfach sagt, ohh, Mist, ich versteh ja alles!

AL: Das Problem ist dann, dass man einen deutschen Text immer noch schnell direkt mit Schlager verknüpft. Zum Beispiel der Titel über den verstorbenen Freund: Wir haben den Song daher in einen Pop-Rock Kontext gestellt. Wenn Du jetzt den gleichen Text nehmen würdest und Du würdest den in ein Schlager-Arrangement packen, wäre das wohl eine ganz andere Nummer. Es ist tatsächlich immer so die Entscheidung, wie produzierst Du es. Wir hatten jetzt einen englischen Song vorgeschlagen bekommen, und ich habe dann eine freie deutsche Übersetzung gemacht…

JA: … die Übersetzung war wunderschön! Die hat genau gepasst, und das Gefühl stimmte. Wenn man den Text auf diesen Song nimmt, der wirklich in Richtung Josh Groban, Celine Dion geht und tatsächlich dieses Flair hat – klasse! Also hat dann eine Kollegin von mir den Song auf englisch eingesungen und wir haben uns das angehört. Dann haben wir uns entschieden, wir machen das auf deutsch! Und dann haben wir uns das auf deutsch angehört, weil wir ja diesen wunderschönen Text hatten und auf einmal war uns dann klar „na, ist halt Schlager, ne“,

AL: Dann haben wir uns nochmal den Originaltext angesehen und ich habe diesen 1:1 ins Deutsche übersetzt, und das war dann erst recht Schlager…

JA: Das war eine witzige Geschichte, aber der Song ist eh nicht im Programm. Aber es ist interessant, was Sprache ausmacht. Und dass eben deutsche Songtexe eine besondere Wirkung haben, in erster Linie bedingt durch Schlager. Natürlich, dass dieses starke Element Schlager so schnell durchsickert, so schnell in deutschen Texten durchkommt, da muss man schon richtig gegen ankämpfen. Ich habe nichts gegen Schlager, ich mag Schlager gerne, wenn es gute Geschichten sind, hab ich überhaupt nichts dagegen.

AL: … und es gibt ja auch sehr schöne Schlager,

MR: ähhh… eher wenige

JA: Ja wenige, aber gute aus den siebziger und achtziger Jahren. Also wenn es Geschichten sind und Sachen, die mich berühren und die irgendwo ein gewisses Mass an Würde haben, dann mag ich das total gerne.

MR: Ich hab immer ein Problem damit, wenn da so einfältige Melodien druntergelegt werden. Da kann die Story so gut sein, wie sie will, wenn die Melodie nicht stimmt, ist alles nichts.

JA: Andreas und mir ist letztens folgendes passiert: Da geht man in eine Kneipe, typisch, dass da dann Schlager läuft, und ich glaube, jeder, der da sein Geschichtchen zu erzählen oder seine Probleme hat, der hört genau auf diese einfachen Melodien. Denn wenn Du echt Probleme hast, und Dir gehen Sachen durch den Kopf, dann sind es diese einfachen Melodien und profanen Texte, die genau dort anpacken! Es ist tatsächlich so, wir haben da gesessen, zwei, drei Songs gehört, und ich hab mich so geärgert, musikalisch, ich hab mich total aufgeregt, wie kann man nur, das geht doch nicht, aber die Leute, die hören einfach zu … und die hatten vor allem Spaß!

MR: Es kommt ja immer auf die Situation an, wenn man natürlich in einer gutgelaunten Gruppe ist, dann kann es schon mal vorkommen, dass man ein „knallrotes Gummiboot“ besingt, während es einem normalerweise bei solchen Gassenhauern ja sämtliche Nägel aufrollt.

AL: Ich sage immer, wichtig ist, dass Musik Menschen glücklich macht. Und ich denke Schlager macht Millionen Deutsche glücklich, und das finde ich cool, und alleine dafür hat er seine Berechtigung. Und andere mögen Jazz und Klassik. Die Leute dort in der Kneipe hatten richtig Spaß, die haben mitgesungen, das hat mich so fasziniert…

MR: Ihr habt 14 Lieder auf dem Album, wie ist die Gewichtung? Andreas, Du hast vorhin von einem Chansonblock gesprochen?

AL; Ich würde sagen, wir haben drei chansoneske Titel, dann haben wir so ein Mittelding mit drei Liedern, das ist die Mittellinie von Pop, wir haben auch zwei Songs, die gehen so ein bisschen in Richtung Roger Cicero, aber anders arrangiert. Weiterhin noch sechs Lieder im reinen Pop-Stil. Wir haben uns entschieden, viel mit Akkordeon zu arbeiten, weil wir beide Akkordeon sehr mögen, es ist eigentlich eine bunte Mischung. Wir haben das hin- und hergehört, aber irgendwie passt das alles zusammen, weil es eben alles „Jan“ ist.

JA: Vor allem sehe ich diese 14 Aufnahmen, die wir haben, nicht nur eben aus CD-technischen Gründen, sondern ich sehe sie halt auch in dem Konzept, das wir dann auf die Bühne bringen wollen. Und da finde ich, erzählt es auch musikalisch viel, es spiegelt extrem viele Facetten. Und deswegen macht es auch so einen Spaß. Ich glaube, man kann sich wunderbar zwischen den einzelnen Klängen und einzelnen Genres und Stilrichtungen entlanghangeln. Die Inhalte, darum geht es in erster Linie, die sind wichtig. Und die Geschichten, die erzählt werden. Diesen Weg kann man auf kommerzielle Art und Weise gehen, oder man sagt dann ich geh ihn halt auf weniger kommerzielle Art und Weise und unterstreiche das zum Beispiel durch einen chansonesken Touch. Insofern sind alle Geschichten sehr interessant.

AL: Es ist ja generell so, dass wenn jetzt ein Popstar ein Album oder eine Tournee produziert, der kommerzielle Gedanke ganz groß ist und wir haben hingegen den „Luxus“, dass Jan kein Popstar ist. Diese Konzerte sind eine Ergänzung zu seinem Arbeitsleben und Dinge, bei denen er sich selber ausdrücken kann. Ich denke, diese Konzerte und auch diese CD sind eine Momentaufnahme, in welcher Jan Eindrücke aus seinem Leben oder aus dem Leben von Menschen, die ihm nahestehen, verpacken kann. Wenn wir diesen Schritt weitergehen, wird es für Jan irgendwann so sein, dass er, wenn er auf seine CDs und auf seine Konzerte zurückblickt, eine Art musikalisches Tagebuch hat. Darum ändern wir auch immer noch Songs, wenn Jan meint, ein bestimmter Titel hat nun eine Bedeutung für ihn erlangt. Und das ist spannend.

JA: Na, vor allem ist es auch eine Bestandsaufnahme aus meinem musikalischen Wirken jetzt. Jeder, auch die Fans, hat genauso viel daran partizipiert. Das ist eben auch genau aus dieser Zeitspanne, es ist wirklich eine Momentaufnahme, mit der sich im Endeffekt jeder, der mich kennt, irgendwie auch identifizieren kann. Und das mag ich eigentlich ganz gerne, diesen Aspekt, dass für die Fans, die mich von Anfang an begleitet haben, oder dann später dazugekommen sind, dieser Zeitraum mit beschrieben wird. Das ist eine sehr ehrliche Bestandsaufnahme von meinem bisherigen Wirken. Und mir macht es einen tierischen Spaß, ich freu mich schon, wenn ich die fertige CD im Regal stehen hab. Ein Exemplar lasse ich garantiert unverpackt im Regal stehen – und kann dann sagen: Die ist neu!

Interview.Jan Ammann 29.11.2013 021.b

MR: Hast Du einen Lieblingstitel auf dem Album?

JA: Es kommt tatsächlich – das ist es, was ich so mag – auf die Stimmung an. Also ich höre wahnsinnig gerne den mit Sicherheit „simpelsten“ Song, der nämlich für meinen Sohnemann ist, weil ich ihn, wenn ich mal nicht da bin, schrecklich vermisse. Ich habe da jetzt einen Song für meinen Sohn, das ist für mich ganz toll. Aber das ist dann einfach nur eine Momentaufnahme, Mensch, jetzt bin ich nen Tag nicht da und er fehlt mir jetzt, dann höre ich das und dann freue ich mich.

Aber in erster Linie ist für mich der Song für meinen verstorbenen Freund unglaublich wichtig und den höre ich auch total gerne und was ich an diesem Song besonders mag ist, dass er zwar einen traurigen Kontent hat, aber im Endeffekt doch beschwinglich und aufmunternd ist. Es geht nach vorne und das Leben geht weiter. Und man muß die Dinge auf der Erde, auf der wir leider Gottes eben nur Gast sind, eben so nehmen, wie sie sind. Ich erfreue mich dann an so einer Musik, weil ich sage, das war eine komplizierte Aufgabe, aber das Ziel wurde erreicht, eine Nummer, die einen sehr schweren Gehalt hat, trotzdem positiv gestaltet zu haben. Und das war echt schwer. Und die Nummer geht mir immer nah. Mir geht’s aber danach nicht schlecht, mir geht’s danach eigentlich gut, und das finde ich wiederum cool.

MR: Hast Du schonmal selber komponiert oder getextet?

JA: Also aus den ganzen Geschichten, die Andreas und ich zusammentragen – wir führen auch sehr viele Lebensgespräche und wir führen ein Lebensbildertagebuch – entstehen viele „Bilder“. Und diese Bilder hinterlassen manchmal sehr starke Eindrücke und manchmal erzählen sogar Bilder mehr als Worte. Und dadurch, dass wir über solche Dinge reden, kann Andreas, der da unglaublich kreativ ist, diese Bilder in Worte umsetzen. Ich sehe mich als Sänger, bisschen wie ein Handwerker. Und ich gehe mit meinem Werkzeugkasten auf die Bühne. Ich kann spielen, und ich hab Spaß am Spielen, ich kann singen, und ich hab Spaß am Singen, weil ich dieses Handwerk mit auf die Bühne nehme. Mach meinen Werkzeugkasten auf und hole meine Werkzeuge raus. Ich finde dadurch, dass ich soviel Mühe und Arbeit hatte, das zu erlernen, was ja auch Spaß gemacht hat, ist für mich manchmal diese Hürde sehr schwer, sich selber anzumaßen „ich kann jetzt auch noch texten“. Das könnte auch leicht in die Hose gehen!

MR: Aber Du hast es schonmal versucht, oder?

JA: Jaja … (grinst verlegen), die Geschichten zu erzählen ist für mich kein Problem, aber das tatsächlich in eine lyrische Form zu packen, die 3 Minuten 20 dauert, das ist schwierig und das ist auch eine sehr, sehr zeitintensive Sache.

AL: Je nachdem hab ich für die Rohfassung eines Songtextes acht, neun Stunden gebraucht und dann geht’s ja nochmal daran, diesen zu bearbeiten. Ich muss dann auch mal wegfahren, abschalten, muss meine Ruhe haben. Auf jeden Fall haben wir uns vorgenommen, dass wir unbedingt mal einen Song zusammen schreiben wollen. Wenn wir mal irgendwann Zeit haben, ein paar Tage wegzufahren, dann werden wir das auch machen.

JA: Ja, auf jeden Fall! Also Songs selber schreiben finde ich echt interessant. Aber ich glaube, ich werde mich im Singer-/Songwriter-Fach da auch erstmal noch schlau machen. Ich finde, das Leben ist lernen, und Leben heißt lernen. Und das heißt, ich werde sicherlich da mal gucken, welchen „Schraubenzieher“ ich dafür nehmen muss! Aber es interessiert mich und ich find’s toll, wenn man das kann. Ich kann Geschichten erzählen, das mach ich jeden Abend für meinen Sohn, aber ich kann sie nicht unbedingt auf ein zeitliches Maximalmaß von 3 Minuten 20 einschrumpfen. Es ist eben wichtig: Man braucht einen Inhalt, man braucht eine Story, sie muss einen Anfang, sie muss ein Ende haben und sie braucht einen Bogen und sie muss eine musikalische und auch textlich-inhaltliche Wertigkeit haben. Das ist nicht einfach, sondern echt schwer.

AL: Zum Glück hab ich jemanden, für den ich schreibe, der besonders gut singen kann! Das kann ich wiederum nämlich nicht mal ansatzweise so gut wie Jan.

MR: Nun, jeder hat seine Talente in einer bestimmten Richtung, und wenn man das dann bündeln kann, führt es oftmals zu einem optimalen Ergebnis.

Kommen wir nun zum Live-Konzert:

AL: Wir haben im Programm über 30 Songs, aus dem neuen Album sind ungefähr zehn oder elf Titel dabei. Der Fokus liegt auf deutschen Songs, wir haben aber auch einige englischsprachige Songs im Programm, auch bekannte Popsongs, die Jan covert oder für die er eine eigene Interpretation bringt. Wir haben aus dem Portugiesischen und Holländischen zwei Songs, die eine besondere Geschichte für Jan darstellen und die einfach da reingehören und wir haben uns für dieses Live Programm jetzt vor kurzem erst umentschieden: Wir haben Lust auf mehr Songs im Stil von „Kind der Sterne“, daher haben wir jetzt ein bisschen mehr Midtempo- und Uptemponummern dabei, weshalb wir jetzt auch für das Live-Programm ein paar der Songs aus dem Album gecuttet haben, weil das Album schon relativ melancholisch ist, kann man sagen. Beim Konzert  haben wir einige melancholische Balladen, klar, aber wir haben jetzt auch viele Sachen, die sehr mitreißend sind. Momentan sind wir ziemlich happy mit dem Entwurf.

JA: Ja, sehr happy sogar!

MR: Da dann keinerlei Musicaltitel dabei sind, wird es eine komplett andere Schiene als die Lampenfieber Tour?

JA: Nun, es ist eine Fortführung dieses gewagten Projekts, welches aber gut aufgegangen ist. Im Endeffekt ist es eine Fortsetzung und eine logische Konsequenz aus der Lampenfieber-Zeit. Ich bin ja selber ganz gespannt, wie das ankommt. Ich bin total neugierig!

Interview.Jan Ammann 29.11.2013 019.b

AL: Wir haben auf jeden Fall nicht dieses Konzept, dass es einen roten Faden gibt. Jeder Song ist für sich der rote Faden selbst. Jeder Song erzählt eine eigenständige Geschichte und dadurch ändert sich auch die Moderationssituation von Jan, die einfach ein bisschen mehr aus der Situation spontan herauskommen wird. Es wird wahrscheinlich eher so einen Popkonzertcharakter haben, unser neues Programm,

MR: Kommt Ihr da hin, mit drei Wochen Probenzeit?

JA: Ganz ehrlich: Ja! Lampenfieber war viel mehr Arbeit. Denn die Songs jetzt sind ja schon so gut wie fertig und ich hab sie schon eingesungen, das heißt ich muss mich nicht großartig auf Live-Verhältnisse umstellen, sondern nur schauen, wie wir mit der Band funktionieren und wie live die Dynamik sein wird. Das ist eigentlich das Einzige. Ich habe keine großen „Pauk-Arien“ vor mir, für die ich mir dann nächtelang Texte ins Gesicht drücken muss, das bleibt mir diesmal erspart.

AL: Wir haben natürlich auch einige Best Of Songs aus der Lampenfieber Tour mit drin, die dürfen nicht fehlen, das ist ganz klar. Aber da es ja diesmal auch Songs sind, die Jan sehr nahe sind, nicht nur die selbstkomponierten, sondern auch alle anderen Songs, ist die Probensituation diesmal wesentlich entspannter. Es ist ja alles aus unserer gemeinsamen Idee entstanden, denn diesmal haben wir den Luxus, dass wir uns einfach auf die Story des Lebens verlassen und jeder Song eine eigene kleine Lebensgeschichte erzählt.

Und für das Konzert in Essen am 2. März haben wir noch einen tollen Überraschungsgast aus dem Popbereich, da freuen wir uns alle sehr darauf!

MR: Herzlichen Dank für das nette, entspannte Gespräch und alles Gute und viel Spaß und Erfolg für die anstehenden Projekte!

Der Erscheinungstermin für die neue CD „Farbenblind“ ist für den Januar 2014 terminiert, die gleichnamige Tournee hat am 23. Februar 2014 in Oberhausen Premiere. Gäste sind Michaela Schober und Andreas Bieber, die Band besteht aus sieben Musikern.

Termine und Tickets für die Farbenblind-Konzerte unter www.soundofmusic.de

(Silvia E. Loske, Dezember 2013)