HUGH JACKMAN – TheManTheMusicTheShow

World Tour, SAP-Arena Mannheim, 21.05.2019

“Ladies and Gents, this is the Moment you’ve waited for!”

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Könnte man sich einen Traummann backen, dann würde wohl in millionenfacher Ausfertigung das Exemplar Hugh Jackman das Ergebnis sein.

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Ein Weltstar, frei von Allüren und bar jeglicher – auch nur ansatzweiser – Skandälchen, mit einer Riesenbegabung ausgestattet in Schauspiel, Gesang, Tanz und Entertainment, ein Blockbuster Filmstar. Privat seit über 20 Jahren mit einer dreizehn Jahre älteren Frau verheiratet, die er offensichtlich vergöttert, Vater zweier Adoptivkinder, Tierfreund, engagiert in vielfältigen sozialen Projekten, Inhaber mehrerer ökologisch nachhaltiger Unternehmen, ein Charmebolzen, doch trotzdem bodenständig, freundlich und bescheiden, mit augenzwinkerndem Humor und einem entwaffnenden Lächeln. Und zum „Sexiest Man Alive“ wurde er vor elf Jahren vom People Magazine obendrein auch noch gekürt.

Das alles und noch viel mehr vereint sich im Australier Hugh Jackman – eine Ausnahme-Spezies, sozusagen das Einhorn Hollywoods, irgendwie too good to be true. Trotz seiner zahllosen weltweiten Kinoerfolge zieht es ihn doch immer wieder auf die Bühne zurück, begann doch seine Karriere als Darsteller im Musical – „Beauty and the Beast“, „Oklahoma“, „Carousel“ und „Sunset Boulevard“ waren seine Musical-Stationen, bevor er für seine Interpretation in „The Boy from Oz“ als bester Darsteller 2004 mit dem Tony Award ausgezeichnet wurde.

Nach dem Riesenerfolg seiner Bühnenshows „Hugh Jackman: Back on Broadway“ 2011 in den USA und „Broadway to Oz“ 2015 in Australien und USA startete er nun nach mehr als einem halben Jahr intensiver Vorbereitung im April 2019 als Masterpiece seine erste Welttournee, die ihn über mehr als sieben Monate am Stück durch Europa, Nord- und Südamerika und durch seinen Heimatkontinent Australien führt. Auslöser und Grundlage, um den gigantischen Aufwand einer Welttournee in den größten Arenen auf sich zu nehmen, ist ohne Zweifel der Riesenerfolg seines Kinomusikfilms „The Greatest Showman“, der Soundtrack dazu, vollgepfropft mit Hits, bricht alle Rekorde.

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Für Deutschland wurden Hamburg, Köln, Berlin und Mannheim als Locations gewählt. Mit 20-köpfigem Orchester, acht TänzerInnen, zwei Co-Sängerinnen, Chor, einer gigantischen Videoprojektions- und Lightshow hinterlässt Hugh Jackman mit dieser Show eine Woge der Begeisterung, wo immer er auch auftritt. Von einem klassischen Triple Threat spricht man im Musicalbusiness, wenn ein Künstler sowohl im Bereich Gesang, Schauspiel und Tanz brilliert.

Bei Hugh Jackman muss man diese Dreierbegabung noch um ein viertes Element erweitern: Entertainment, also die Gabe, ein Publikum zusätzlich zu phantastischen Shownummern auch noch mit Bonmots, Erzählungen, Interaktionen, Tanzeinlagen, mit humorvollen und auch berührenden Einlagen derart gut zu unterhalten, dass zehntausende Besucher  restlos begeistert sind und einen phantastischen Abend erleben. Ohne jegliche Berührungsängste interagiert Jackman mit seinem Publikum, reagiert spontan auf Zwischenrufe, geht durch die Reihen am Bühnenrand, drückt und herzt den ein oder anderen Besucher.

Er mag sicher nicht der beste Sänger der Welt sein, doch dieses Gesamtpaket aus künstlerischem Können und dieser umwerfend sympathischen, ehrlich beim Zuschauer ankommenden Aura überzeugt einfach vollends.

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Die Show basiert zu ca. Dreiviertel auf seinen in den letzten Jahren bereits in USA und Australien erfolgreich aufgeführten bereits genannten Programmen mit den dort dargebotenen Erzählungen zu seinem künstlerischen Werdegang, seinem Elternhaus und seiner Familie. Das noch fehlende Viertel wird jetzt mit fünf Hits aus „The Greatest Showman“ aufgefüllt, eine mehr als naheliegende Entscheidung, um die aktuell weltweite Euphorie, welche die Musik- und Tanznummern aus diesem Blockbuster ausgelöst hat, entsprechend zu bedienen.

Den fetzigen und überaus aufwendigen Shownummern aus diesem Film geschuldet ist demzufolge seine aktuelle Bühnenshow um einiges gigantischer ausgefallen als noch vor einigen Jahren.

Der ideale Opener dieser Mega-Show kann ergo dann nur This is the Greatest Show sein – auf der riesigen Bühne, bestückt mit zwei seitlich angeordneten großformatigen Leinwänden, einer weiteren Leinwand mittig und im Hintergrund eine die ganze Bühnenbreite umfassende Projektionswand, das Orchester auf der Bühne platziert, ein langer Steg, der in den Innenraum der Arena führt – stimmen die acht TänzerInnen das peitschende Intro an. Beim Auftauchen des Stars im Lichtkegel auf dem oberen Showtreppenabsatz entlädt sich die gespannte Vorfreude des Publikums in einem lauten Aufschrei, und da ist er nun, live und in Farbe, die langen Beine in einer Smokinghose steckend, in silbernem Jacket, mit Fliege, Kummerbund und in Lackschuhen zündet Hugh Jackman seinen Showturbo.

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Und ja, this is the moment we’ve waited for, definitiv. Gleich im Anschluss der nächste Hit aus dem Blockbuster, Come Alive. Solchermaßen bestens aufgewärmt begrüßt der Star sein Publikum mit „Guten Abend Mannheim, wie geht’s“ – räumt aber sofort ein, dass das schon alles war mit seinen Deutschkenntnissen. Doch halt: in der stakkatoartigen Countrynummer I’ve been everywhere rattert er umgemünzt auf die deutschen Stationen seiner Tour mithilfe des Teleprompters in irrwitzigem Tempo Dutzende von deutschen Städtenamen herunter, das Publikum freut’s.

Nach selbstironischem Kokettieren mit seinem Alter und seiner Affinität zu Zahlen erzählt er höchst amüsant, wie sich in den Anfangsjahren seiner Karriere die diversen Auditions abspielten. So ging er offenbar blauäugig zum Casting für das Musical „Beauty and The Beast“, obwohl er zuvor keinerlei Gesangserfahrung hatte. Nun, bekanntermaßen erhielt er die Rolle des tumben Muskelprotzes Gaston und spielte diesen Part über 400 Mal auf der Bühne. Die überaus schwungvolle und tanzintensive Sequenz Gaston folgt umgehend, spätestens nach dieser Darbietung kapiert auch der Letzte im Publikum, dass dieser Superstar so viel mehr kann, als nur auf der Kinoleinwand die Comicfigur Wolverine zum Leben zu erwecken. Jackman wirbelt umher, tanzt mit seinem Ensemble synchron in rasantem Tempo und vor allem – man nimmt ihm restlos ab, wieviel Spaß er dabei hat.

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Zwischen den Shownummern unterhält der Künstler mit kurzweiligen, amüsanten und durchaus selbstironischen, aber niemals platt anbiedernden Bonmots und Anekdoten aus seinem künstlerischen und auch Berührendes aus seinem privaten Leben. Aufwendig choreographierte Nummern wechseln sich ab mit reduzierten Liedern, ohne Showeffekte, wobei der Star allein im Spot stehend oder auf einem Barhocker sitzend All the way (Walzer von seiner Hochzeit), Don’t cry out loud, I honestly love you oder sich selbst am Klavier begleitend You will be found (aus „Dear Evan Hanson“) performt.

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Die Wenigsten hierzulande wissen wohl mit dem knapp sieben Minuten langen Soliloquy des Billy Bigelow aus dem Musical „Carousel“ etwas anzufangen, doch im Kontext mit dem Stolz seines Vaters, der seinen Hugh damit seinerzeit in der berühmten New Yorker Carnegie Hall auftreten sieht und als einziger dort im Smoking im Publikum sitzt: „Hugh, my son is singing in Carnegie Hall, this is Black Tie for me“ macht das Sinn. Doch ich hätte stattdessen wohl lieber den Titelsong aus „Sunset Boulevard“, der bitteren Abrechnung des Joe Gillis mit der Traumfabrik Hollywood, von Hugh Jackman interpretiert, erlebt.

Als Gaststar hat Hugh Jackman auf seiner Tournee ab der Station Mannheim Keala Settle dabei, die Bearded Lady aus „The Greatest Showman“, die mit ihrer Hymne This is me ordentlich abräumt und sich feiern lässt.

Den Abschluss des ersten Showteils bildet ein größerer Block aus dem Musicalkinohit „Les Misérables“, in welchem Hugh Jackman 2012 die Hauptrolle des Jean Valjean spielte und sang und dafür u. a. Golden Globe und Oscar-Nominierung einheimste. In Verbindung mit Videoeinspielungen der Filmsequenz mit dem Bischoff von Digne folgert daraus Valjean’s Soliloquy, Fantine’s I dreamed a dream und mündet dann im großartigen Finale One Day More mit allen Tänzern, Co-Sängerinnen und Chor als fahnenschwenkende Freiheitskämpfer, sehr eindrucksvoll.

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Nach einer 20-minütigen Pause springt ein exaltiert in Glitzeroutfit gewandeter, mit eindeutig homoerotischem Gestus und Mimik in spezieller Rolle performender Entertainer auf die Bühne „Hello, I’m Peter Allen“. Peter wer? fragen sich geschätzte 95 % der Zuschauer. Von dem Musical „The Boy from Oz“ haben bislang in Deutschland nur wenige gehört, das Stück um den exzentrischen australischen Entertainer und Songwriter Peter Allen (der kurzzeitig mit Liza Minelli verheiratet war) kam lediglich in Australien und den USA auf die Musicalbühnen, für Hugh Jackman war die Hauptrolle in diesem Musical mit diversen Auszeichnungen einer seiner bislang größten Bühnenerfolge.

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Mit zur Freude der Zuschauer präsentiertem sexy Hüftschwung garniert Hugh Jackman ein Medley aus diesem Musical – unterbrochen von ausgiebiger Interaktion mit Konzertbesuchern. In Mannheim kam ein griechischstämmiger Panaiotis in den Genuss, mit Jackman auf Tuchfühlung gehen zu dürfen.

Die schwungvollen Songs dieses Musicals Not the Boy Next Door, The Moon in New York City” und I go to Rio kennen sicherlich einige Musical-Affine,

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die wunderschöne Ballade Tenterfield Saddler performt Hugh Jackman im Verbund mit stimmungsvollen Projektionen aus dem Outback Australiens, darunter auch Schnipsel seines Kinoerfolgs „Australia“.

Im Anschluss folgt ein weiterer der vielen Hits aus „The Greatest Showman“, A million dreams, welcher gebärdensprachlich unterstützt und vertanzt wird. Der Sinn dahinter entzieht sich meiner Kenntnis, aber irgendwas wird sich Jackman dabei schon gedacht haben.

Aber dann wird’s so richtig fetzig: Jackman erzählt, wie er als Zehnjähriger die Welt der Filmmusicals mit seinen Heroes Fred Astaire, Ginger Rogers und Gene Kelly zuhause am Fernsehen entdeckt und davon völlig fasziniert wurde.

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In einem über 15-minütigen Block, beginnend mit dem weltbekannten 20th Century Fox Intro, zündet Gentleman Hugh ein Feuerwerk, tanzend, steppend und swingend, mit großartigem Big Band Sound seines Orchesters und im Verbund mit seinen TänzernInnen wirbelt er zu einem Klassiker-Medley aus Luck be a Lady, Singin‘ in the Rain, I got Rhythm, Steppin‘ out und Sing, sing, sing mit unglaublicher Freude und professioneller Leichtigkeit über die Bühne, dass einem schwindlig wird.

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In diesen atemberaubenden gut 15 Minuten integriert ist dann noch ein absolutes Highlight, ein Tap Dance und Percussion Medley. Er nimmt das Publikum mit auf seine Reise, wie er als Neunjähriger von einem Lehrer als talentiert erkannt und ihm geraten wurde, er solle Tanzunterricht nehmen. Sein Vater, der seine Kinder stets gefördert hatte, war sofort damit einverstanden, doch ein älterer Bruder redete dem kleinen Hugh dieses Vorhaben aus, alle männlichen Tänzer seien „Sissys“, was Hugh in diesem Alter nicht verstand und deshalb das Tanzen sein ließ. Als Twen besuchte er später mit Vater und eben diesem Bruder eine Show von „42 Street“ und ging, höchst beeindruckt davon, sofort am nächsten Tag ins Tanzstudio und nahm seine erste Step-Stunde. Das Ergebnis erlebt das Publikum nun hautnah mit: Der Fünfzigjährige steppt mit seinen halb so alten Tänzern erst klassisch zu Melodien aus „42 Street“, um sofort umzuswitchen und steppenderweise zu rockigen Bombasthits wie Thunderstruck, September, Taking care of Business und Jump die Hütte anzuzünden.

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Er steppt, er trommelt und als selbstironisches Sahnehäubchen obendrauf gibt er dann noch die Wolverine-Posen. Apropos Wolverine: Zum Glück steht hier der „echte“ Hugh Jackman auf der Bühne, befreit von den künstlich aufgeblasenen Muskelbergen, die er sich mit eiserner Disziplin jeweils für die neun Wolverine-Filme antrainieren musste. Elegant und geschmeidig, durchtrainiert, superfit, ohne jemals kurzatmig zu werden trotz gleichzeitigem Singens und Tanzens, ohne sichtbare Schweißspuren, mit einer bewunderswerten Leichtigkeit (sowas können wirklich nur echte Profis!) gibt er alles. Das Publikum rastet schier aus. Leute: that’s Entertainment! Gibt es eigentlich etwas, das dieser Mann nicht kann?

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Im folgenden Australia-Block erzählt der Künstler von seiner mehrmonatigen prägenden Erfahrung als Neunzehnjähriger im australischen Outback und seiner Liebe und Dankbarkeit seinem Heimatland gegenüber. Aborigine-Künstler mit Didgeridoos nehmen einen klanglich mit in die Ursprünglichkeit dieses Kontinents, zusammen mit den indigenen Künstlern, die Jackman seit mehr als neun Jahren auf seinen Konzerten begleiten, gibt es ein anrührendes Over the Rainbow, begleitet von tausenden geschwenkten Publikumslichtern aus Smartphones und Feuerzeugen.

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Bevor es zu sentimental wird, gibt es nochmal Swing mit Mack the Knife. Das Konzerterlebnis neigt sich dem Ende zu, Jackman bedankt sich in ehrlichen Worten bei seinem Publikum für’s Kommen und leitet über zu From Now On, der letzten Nummer aus „The Greatest Showman“. Bei dieser großartigen Uptemponummer werden namentlich alle Tänzer und Co-Sänger vorgestellt und alle drehen nochmal so richtig auf. Mit dem Peter Allen Titel Once before I go verabschiedet sich Hugh Jackman, klatscht hochgehobene Hände am Bühnenrand ab und die beste Show des Jahres endet mit der sofort hochkeimenden wehmütigen Erkenntnis, dass dies möglicherweise die erste und letzte Show dieses unglaublich sympathischen Ausnahmekünstlers ist, der man in Deutschland beiwohnen durfte.

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Fazit: Ja, ohne Zweifel, Hugh Jackman ist der Greatest Showman unserer Zeit. Und diese Show ist schlichtweg ein Erlebnis, von dem man noch lange zehren kann. Zu hoffen ist, dass es eine Kauf-DvD geben wird, als Erinnerung für Diejenigen, die live mit dabei sein konnten und auch für Andere, die dieses Glück nicht hatten.

Noch eine kleine Anmerkung zur Veranstalter-Info, die offenbar alle Ticketkäufer im Vorfeld der Konzerte erreicht hat: Der Hinweis darauf, dass Foto-, Film- und Tonaufnahmen der Show strikt untersagt sind, ist im Zeitalter Tausender hochgehaltener Smartphones bei einem solchen Event ein kompletter Anachronismus und mutet schlichtweg lächerlich an. Natürlich gibt es ein künstlerisches Copyright, und das hat ohne Frage auch seine Berechtigung. Doch beim heutigen Stand der Medientechnik ist so eine Aufforderung nicht mehr durchsetzbar, das sollte sich auch mittlerweile bei Veranstaltern herumgesprochen haben.

Silvia Eva Loske, Mai 2019