Interview: FRANCESCA ZAMBELLO

 

 

Foto: Claire McAdams

Francesca Zambello ist eine seit Jahrzehnten weltweit sehr renommierte Regisseurin für Oper und Musical.  2006 führte sie bereits Regie bei der Welturaufführung von „Rebecca“ in Wien, ebenso zeichnet sie verantwortlich für die Inszenierungen des Stücks in St. Gallen (Premiere dort am 28.10.2011) und für die seit dem 8. Dezember 2011 in Stuttgart laufende Fassung, und wird ebenso Regie führen bei der Adaption von „Rebecca“ am New Yorker Broadway (Premiere dort ist, nach einer erforderlichen Verschiebung, nun am 18.11.2012).

Nach der Medienpremiere im Stuttgarter Palladium Theater am 7. Dezember hatte ich die Gelegenheit, ein Kurzinterview mit Francesca Zambello zu führen.

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Ms. Zambello, Gratulation zur gelungenen Deutschland-Premiere von Rebecca, darf ich Ihnen zwei Fragen zur Inszenierung stellen?

FZ: Aber gern, ahh, ich erinnere mich an Sie, wir haben uns schon bei der Derniere von „Tanz der Vampire“ und bei der Premiere von „Rebecca“ in St. Gallen gesehen, ja bitte, fragen Sie!

Sowohl im Roman als auch in der Wiener Uraufführung ist Maxim de Winter Kettenraucher. Immer dann, wenn er nervös ist, sich in die Enge getrieben fühlt, es für ihn im wahrsten Sinne des Wortes „brenzlig“ wird, zündet er sich mit fahrigen Bewegungen eine Zigarette an. Warum raucht der Maxim in St. Gallen und Stuttgart nicht mehr – gibt es hierzu brandschutzrechtliche Bedenken oder hat sich einfach der Darsteller des Maxim, Thomas Borchert, geweigert, zu rauchen?

FZ: (lacht laut auf) – „brandschutzrechtliche Bedenken“, das ist wirklich gut, wir fackeln täglich mit echtem Feuer Manderley ab! Nein, im Ernst, die Gründe, warum wir auf einen rauchenden Maxim verzichtet haben, sind ganz simpler Natur: Damals, in den zwanziger Jahren, in denen das Stück spielt, war es gesellschaftlich völlig normal, dass fast jeder geraucht hat. Heutzutage ist das anders – es könnten sich durchaus Zuschauer im Publikum durch den ständigen Zigarettenrauch, der von der Bühne kommt, gestört fühlen. Daher haben wir darauf verzichtet. Und nein, Thomas Borchert hat sich, obwohl Nichtraucher, nicht geweigert, aber wie gesagt es stand gar nicht mehr zur Debatte, weil wir es mit Rücksicht auf das Publikum gestrichen haben. Vermissen Sie etwa, dass Maxim nicht raucht?

Oh nein, natürlich nicht, ich habe mich nur gefragt, warum dieses gerade im Roman so explizit beschriebene Maxim’sche Verhaltensmuster unter den Tisch fällt.

Sie haben kurzfristig erst vor wenigen Tagen eine inszenatorische Änderung für das neu ins Stück genommene Lied „Zauberhaft natürlich“ vorgenommen, weshalb? In St. Gallen noch findet sich diese Sequenz früher im Stück, und auch bei den ersten Previews hier in Stuttgart war das anfangs noch so.

FZ: Sie meinen, weil wir jetzt das Lied in der Hochzeitsszene in Venedig, und nicht mehr auf den Klippen von Monte Carlo, als „Ich“ zeichnet, angesiedelt haben?

Ja, ganz genau.

FZ: Michael Kunze hat gemeint, es wäre vom logischen Aufbau her nachvollziehbarer, wenn Maxim darüber sinniert, was ihn so an „Ich“ emotional berührt, welche Wirkung sie auf ihn hat, wenn er sie schon etwas länger, wenn auch nur wenige Wochen länger, kennt, als im Vergleich dazu er dies auf den Höhen von Monte Carlo macht, da kennt er sie ja wirklich erst einen Tag, das wäre dann doch etwas zu früh (lacht wieder).

Das ist in der Tat schlüssiger, auch wenn nun schade ist, dass bei der Venedig-Szene nur das Proszenium bespielt werden kann, weil die Hauptbühne bereits, abgetrennt durch den Vorhang, für die nachfolgende opulente Szene der Ankunft auf Manderley hergerichtet wird, und somit der in der vorherigen Variante weite, tiefblaue Hintergrund mit der vorne an der Bühnenrampe sitzenden und zeichnenden „Ich“ leider entfällt.

FZ: Tja, so ist das im Leben und im Theater: man kann nicht immer alles haben.

Vielen Dank für das nette kurze Gespräch, ich wünsche Ihnen für die  anstehende Broadway-Inszenierung von „Rebecca“ viel Erfolg.

Silvia E. Loske, Dezember 2011