Spanische Operngala-Nacht
Regensburg, Thon-Dittmer-Palais, 2. Juli 2024
Daniel Gutmann, Juan Carlos Falcón, Katharina Kammerloher, Ilonka Vöckel
Mitten in der wunderschönen Altstadt von Regensburg gelegen (Achtung – Kopfsteinpflaster, nicht geeignet für High Heels …) befindet sich das historische Thon-Dittmer-Palais. Und dort, im von Arkadengängen gesäumten Innenhof, veranstalteten „Die Kulturoptimisten“ einen sehr stimmigen Open Air Konzertabend unter dem Titel ‚Spanische Nacht‘, nach meiner Schätzung dürften gut 300 Zuschauende gekommen sein.
Der Wettergott hatte ein Einsehen, es war zwar nicht die lauschige Sommernacht, die man sich gewünscht hätte für solch ein Event, aber immerhin setzte der prognostizierte Regen erst ca. eine Stunde nach Konzertende ein, zum Glück. Da war ich bereits wieder auf der Autobahn gen München und angefüllt mit den Erinnerungen an diesen wundervollen Konzertabend.
Schwungvoll und einfühlsam begleitet von 12 versierten Musikern des Staatstheaters am Gärtnerplatz München unter dem Dirigat von Riccardo Rocca, Staatsoper München,
präsentierten vier bestens gelaunte Opernsänger und Opernsängerinnen ein sehr stimmiges Konzertprogramm. Aus dem Ensemble des Gärtnerplatztheaters die beiden Herren, der gebürtige Mallorquiner Juan Carlos Falcón, Tenor, und Daniel Gutmann, Bariton. An ihrer Seite die stimmstarken Sängerinnen Katharina Kammerloher, Mezzosopran und Ilonka Vöckel, Sopran.
Das Programm bestand aus zum Großteil bestens bekannten Arien mit Spanien-Bezug, also selbstverständlich größere Blöcke aus den Opern Carmen, Barbier von Sevilla und Le Nozze di Figaro. Dazu kamen noch landestypische Lieder wie „Granada“, „Cucurrucucu“, das feurige Flamenco-Kleinod „Bamboléo“ und sogar aus einem Musical war ein Titel dabei, nämlich aus dem Man of La Mancha.
Der Auslöser für meinen Trip nach Regensburg zu diesem Konzert war der junge Opernbariton Daniel Gutmann, der mich in der aktuellen Spielzeit mit seiner Interpretation des Inspektor Javert im begeistert gefeierten Musical-Klassiker Les Misérables durch sein Können schwer beeindruckt hat. Ich wollte einfach mal gucken, wie er in seinem eigentlichen Fach, der Oper, reüssiert. Einfach nur umwerfend, soviel schon mal vorab.
Juan Carlos Falcón kannte ich bereits in den letzten Jahren aus diversen Produktionen am Gärtnerplatztheater, nachdrücklich in Erinnerung blieb er mir durch seine Präsenz in der Comique Operetta Candide 2015 (ausführliche Rezension reich bebildert auf meiner Plattform). Die beiden Damen kannte ich nicht, sie vervollständigten das stimmstarke Quartett aufs Beste.
Nach schwungvollem spanischen Orchestermedley erklingen sodann die mir bestens bekannten Anfangstöne des „Largo al Factotum“ aus dem Barbier von Sevilla – und Daniel Gutmann verzaubert im Handstreich das Publikum mit wundervollem Bariton und großartiger Bühnenpräsenz. Figaro hier, Figaro da, so unglaublich unterhaltsam und hochprofessionell doch gleichzeitig mit leichter Hand nimmt einen der Künstler mit in die zeitlichen Nöte des so arg beanspruchten Figaro und glänzt insbesondere im bekannten Stakkato. Bereits hier die ersten Bravo-Rufe aus dem begeisterten Publikum.
Ebenfalls aus der gleichen Oper folgt dann Juan Carlos Falcón mit „Se il mio nome“ als Graf Almaviva – nicht ohne zu Anfang ratlos zu fragen „wo isser denn hin, mein Figaro??“ Dieser, Daniel Gutmann, springt kurz hinter die Bühne und holt seine Gitarre, um den Tenor virtuos zu begleiten. Hierbei ist er ebenfalls Profi, hat er doch neben Operngesang auch klassische Gitarre studiert.
Weiter geht es mit dem Gassenhauer „Granada“ präsentiert von Ilonka Vöckel und Juan Carlos Falcón. Und dann folgt ein größerer Carmen-Block, beginnend mit der großartigen „Habanera“-Arie von Katharina Kammerloher, in stolzer Carmen Pose, gewandet in blutrotem Samtabendkleid.
Gefolgt von weiteren Stücken mit Kastagnetteneinsatz aus Carmen mit Ilonka Vöckel und Juan Carlos Falcón.
Und schon folgt zum Ende des ersten Teils ein weiterer Höhepunkt: die weltbekannte „Toreador-Arie“ des Escamillo, Gänsehaut-erzeugend interpretiert von Daniel Gutmann. Der ab 20. Oktober im Gärtnerplatztheater in genau dieser Rolle zu erleben sein wird. Was für ein Auftritt … Olé!
Im zweiten Teil geht es weiter mit einem Block aus Le Nozze di Figaro. Ilonka Vöckel überzeugt mit einem einfühlsamen Lied „Coyotes“ und begleitet sich dabei selbst auf der Gitarre.
Ein mitreißendes „Bamboléo“ interpretiert von Juan Carlos Falcón und Ilonka Vöckel mit grandiosem Flamencospiel von Daniel Gutmann macht es schwer, ruhig sitzenzubleiben, bei diesen weltbekannten Rhythmen der Gipsy Kings wollen Füße und Hüfte einfach bewegt werden!
Und dann kommt eines meiner Musical Lieblingslieder, „The Impossible Dream“ aus dem Man of La Mancha. Wie wunderschön dargeboten vom Tenor & Bariton Duo, zum Dahinschmelzen.
Ilonka Vöckel präsentiert sehr eindrucksvoll die Mariachi-Hymne „Cucurrucucu„.
Langsam naht das Konzertende, das Orchester trumpft noch einmal richtig auf, es gibt ein Figaro Finale, das Publikum applaudiert begeistert. Die Künstler bekommen schöne große Blumensträuße und natürlich gibt es Zugaben, unter anderem noch einmal die großartige „Toreador“-Arie aus Carmen, der größte Hit des Abends, durch Daniel Gutmann in Begleitung der drei weiteren Solisten, dankbar geht das Publikum mit.
Fazit: Dieser Konzertabend hat meine Erwartungen bei Weitem übertroffen. Die wunderbar dargebotenen Melodien haben sich schwer in meinen Gehörgang eingegraben und klingen immer noch nach – das ist der beste Effekt, den ein Konzert überhaupt bewirken kann, nicht wahr? Bitte mehr davon, ich hoffe auf eine Wiederholung im nächsten Sommer und werde entsprechend die Werbetrommel rühren. DANKE an alle Beteiligten.
alle Photos © Musical Reviews
Silvia E. Loske, Juli 2024