MARK (MAG) MAL ANDERS – München 18.04.2019

Umjubelter Tourauftakt mit gelungenem Stilrichtungs-Mix

Als einem der Leading Men im deutschsprachigen Musicalbusiness mit unzähligen Hauptrollen und erfolgreichen CD-Veröffentlichungen hat sich um den smarten Mark Seibert im Laufe der Jahre eine sehr große Fanbase gebildet. Daher war es wenig verwunderlich, dass nach seiner Ankündigung einer neuen Konzerttournee von vorerst sechs Konzerten im Vorverkauf die Karten dazu wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln weggingen – die meisten Events waren binnen kurzem ausverkauft.

Der Künstler verfolgt in seinem aktuellen Programm einen neuen, innovativen Ansatz, er „mag eben mal anders“: Nicht das Aufwärmen im stets gleichen Gewand bereits sehr oft gehörter Musicalhits will er darbieten, sondern mit einer frischen Mischung aus Coverversionen von Lieblingspopsongs, berührenden Balladen, Filmhits, natürlich auch den Highlights seiner Musicalkarriere und erstmals mit der Präsentation von vier eigenen Songs, die er in Zusammenarbeit mit dem Team von Echopilot kreierte, möchte er sich neu positionieren.

Zur Umsetzung dieses Plans holte er sich den Erfolgskomponisten und Vollblutmusiker Frank Nimsgern, mit dem zusammen er bereits seine letzte CD „So far“ verwirklichte, ins Boot. Eine goldrichtige Entscheidung, wie sich im Auftaktkonzert zur Tour in München-Ottobrunn herausstellte. Da haben sich ganz offensichtlich Zwei gesucht und gefunden und man hofft, dass diese fruchtbare Zusammenarbeit noch lange fortbestehen wird.

Doch der Reihe nach: Beim Eintreffen in der Konzertlocation empfängt einen im Saal sehr angenehm unplugged Loungiges von Sting, ein Künstler, den Mark Seibert sehr schätzt. Die 500 Plätze im Auditorium sind bis auf den letzten Platz belegt, die Besucher-Frauenquote liegt bei geschätzten 95%. Mit großem Jubel wird Mark Seibert empfangen, im Gepäck hat er eine vierköpfige Band und zwei Gaststars, Roberta Valentini und Sabrina Auer.

Nach dem ersten Song begrüßt Mark Seibert sein Publikum und gibt zu, nervös zu sein. Was man ihm allerdings nicht anmerkt, denn als bekennender Perfektionist hat sich der Künstler wie immer bestens vorbereitet und weiß ganz genau, was er tut. Wie er das vermittelt, ist seinem Entertainertalent geschuldet, er kann es einfach, dass seine Moderationen lässig, locker, doch gleichzeitig gekoppelt mit der erforderlichen Authentizität ankommen.

Seine für dieses Programm ausgesuchten Songs präsentiert er mit klug durchdachter Dramaturgie, so dass sich fetzige Uptempos mit teils melancholischen Balladen abwechseln und den Konzertbesucher allzeit bestens unterhalten. Großen Raum gibt er dabei seinen weiblichen Gaststars (er nimmt sich sogar zurück und singt für seine Ladies die Backings), sowie seinem entfesselt virtuos aufspielenden Musikalischen Direktor Frank Nimsgern und der Band, es fügt sich alles bestens zusammen und ein Rädchen greift ins andere.

Die musikalischen Arrangements lassen aufhorchen, sind sie doch erfrischend lebendig, verlassen die altbekannten ausgetretenen Pfade und haben einfach erfreulichen, mitreißenden Wumms. Natürlich bleibt den großen Musicalarien der vom ersten Ton an sofortige Wiedererkennungswert erhalten, doch die Energie ist eine andere, klug eingefügte Phrasierungen schmiegen sich in den Gehörgang und sorgen für Aha-Effekt.

Im ersten Teil des Konzerts folgen nach dem Einstieg mit einem Kenny Loggins Song die beiden Arien aus der Päpstin, mit denen Mark Seibert als Markgraf Gerold auch in diesem Jahr wieder live auf der Musicalbühne zu sehen sein wird, Sabrina Auer hat sich als ihren ersten Solosong einen Hit von Pink ausgesucht.

Dann präsentiert Mark Seibert den ersten seiner vier eigenen Songs, nicht ohne in der vorangehenden Moderation Amüsantes zum Entstehungsprozess dieser Songs zum Besten zu geben – das Brainstorming zu den Titeln erfolgte offenbar mit seinen beiden Kreativen von Echopilot durchaus zielstrebig und fruchtbar, war jedoch vom „ein oder anderen Bierchen“ begleitet. Anyway, das Ergebnis kann sich hören lassen. In „Früher schon“ reflektiert der Künstler, der vor kurzem einen runden Geburtstag feiern konnte, die im Laufe der Lebensjahre eingekehrte Gelassenheit, nicht mehr alles und jedes im Hauruckverfahren mitnehmen zu müssen, wie es früher der Fall war.

Nach einem „Tod“-Medley aus dem Erfolgsmusical Elisabeth ist es Zeit für Roberta Valentini, mit der Gänsehautnummer „Du“ aus dem Musical Ghost grandios dargeboten für atemlose Stimmung und die ein oder andere verdrückte Träne im Publikum zu sorgen.